Hier finden Sie einen kleinen geschichtlichen Auszug aus unserer Gemeindechronik, die Franz Hutter am 1.11.1988 anlässlich der Markterhebung erstellt hat. Falls Sie diese Chronik bestellen möchten, können Sie das online tun oder sie auch im Gemeindeamt kaufen.

krugDie Zeit, aus der wir keine schriftlichen Nachrichten von der Besiedelung durch Menschen, sondern nur durch Bodenfunde Kenntnis haben, wird Vor- und Frühgeschichte genannt. Über die Besiedlung der Gemeinde Paldau und der benachbarten Gemeinden liegen so gut wie keine Nachrichten vor, aber vereinzelte Bodenfunde beweisen, dass hier schon vor mehreren tausend Jahren Menschen gewohnt und Ackerbau und Viehzucht betrieben haben. Genauere und umfangreichere Nachrichten haben wir erst aus der Zeit, als das römische Kaiserreich sich gegen Norden ausbreitete.

Wenige Jahre vor Christi Geburt besetzten die Römer das Königreich Norikum (etwa das Gebiet des heutigen Österreich mit Ausnahme der westlichen Bundesländer). Römische Zivilisten, die zum größten Teil in der Verwaltung der besetzten Gebiete tätig waren, errichteten oft wunderbare Häuser oder Villen mit Einrichtungen, die den Einrichtungen unserer modernen Häuser sehr ähnlich waren.
Man denke da nur an Wasserleitungen, Zentralheizungsanlagen und großzügig ausgebaute Bäder. Die römische Stadt Flavia Solva in der Nähe von Leibnitz war der Mittelpunkt der Verwaltung. Für damalige Verhältnisse gut ausgebaut war das Straßennetz, das von Italien aus bis an die Enns reichte. Auch das Raabtal war durch eine Straße erschlossen.
Allmählich wurde die Lebensweise der ursprünglichen keltischen Bevölkerung dieses Gebietes den Sitten und Gebräuchen der Römer angepasst und in der späteren Zeit der römischen Besatzung dürfte dann eine erste, wenn auch nur oberflächliche Christianisierung unseres Gebietes vom Patriarchat Aquileia (Stadt in der Provinz Udine, Norditalien) ausgehend, geschehen sein.
Die Anwesenheit der Römer im Gebiet der Pfarre Paldau ist durch das Vorhandensein von Grabhügeln auf dem Saazkogel und in anderen Gegenden bezeugt. Ein Sarkophag (Steinsarg) aus einem römerzeitlichen Grabhügel vom Saazkogel, der im vorigen Jahrhundert ausgegraben worden ist, ist im Joanneum im Schloss Eggenberg in Graz ausgestellt. Allerdings sind diese Gräber zum Großteil schon im vorigen Jahrhundert durch unsachgemäße und vereinzelte Raubgrabungen zerstört worden, und die dabei gemachten Funde sind verschwunden. Nur einzelne von diesen Fundobjekten werden im Landesmuseum Joanneum im Schloss Eggenberg in Graz verwahrt.

Ausgrabung am SaazkogelAusgrabung am Saazkogel

Ab dem Jahre 337 n. Chr. begann der Zerfall des Römischen Reiches, die Völkerwanderung, ausgelöst durch den Einfall der Hunnen im Jahre 375 n. Chr. beendete die römische Besatzung. Im 6. Jahrhundert kamen aus dem südöstlichen Raum die Slawen eingewandert und siedelten sich entlang von Verkehrswegen an Wasserläufen, meist an Berghängen oder in Talmulden an. Sie standen im Abhängigkeitsverhältnis zu den Awaren in Ungarn. Um sich vom Awarenjoch zu befreien, riefen sie im 8. Jahrhundert den bayrischen Herzog Tassilo um Hilfe an, mit dessen Unterstützung sie sich von der Fremdherrschaft der Awaren freimachen konnten, aber dafür in bayrische Abhängigkeit kamen. Ab diesem Zeitpunkt beginnt die Eindeutschung und die neuerliche Christianisierung, diesmal aber vom Norden aus, der Gebiete des heutigen Kärnten und der Steiermark. Diese Gebiete hatten bisher zum slawischen Herzogtum Karantanien gehört, waren nur dünn besiedelt und vielfach verödet und versumpft.

Um 800 n. Chr. wurde Herzog Tassilo vom Frankenkönig Karl dem Großen abgesetzt und Bayern mit dem fränkischen Reich vereinigt. Das gesamte neu gewonnene Gebiet wurde in Marken eingeteilt und sogenannten Markgrafen oder Grenzgrafen, Adeligen oder hohen Beamten des Königs, zur Verwaltung übergeben. Da der gesamte Besitz, die sogenannten Königsgüter, ohne Bearbeitung wertlos war, vergab der Frankenkönig weite Teile davon in der Folge an hoch adelige Gefolgsleute oder an Kirchenfürste, damit diese die Gebiete bearbeiten und nutzbar machten. So erhielt das Erzbistum Salzburg um 860 n. Chr. dieses Gebiet. Vier Gutshöfe in der Oststeiermark sind deshalb von Interesse, weil von denen das Gut “ad Rapam” – damals das Gebiet der Pfarre Paldau –  im Einzugsbereich dieses Gutes lag. Dieses Gut hatte seinen Mittelpunkt in St. Ruprecht an der Raab.

Mit der Rodung im Raabtal und der Wiederbesiedlung beginnt nun eigentlich erst für Paldau und viele Orte des Raabtales die Geschichte. Kleine romanische, slawische und deutsche Siedlungsreste an entlegenen Stellen der Fluss- und Bachläufe hatten die Vernichtungswelle der Ungarnstürme überlebt, und einige davon sind in unserer Pfarre nachweisbar. Die Ortsnamen Pöllau (von slaw. Polan = die Ebene, die Talmulde) oder Paldau (von slaw. Plato = Sumpf und althochdeutsch ouwe = Land am Wasser) sind slawischen Ursprungs, während Axbach, Häusla und Puch einen deutschen Ursprung haben. Für die Rodungsarbeiten wurden deutsche Siedler in die Rodungsgebiete gebracht und hier angesiedelt, wobei diese neuen Siedlungen dann auch deutsche Namen erhielten, während in alten Restsiedlungen die bisherigen Namen weiter beibehalten wurden.

Die mit der Rodung beauftragten Bauern erhielten auch Land zugewiesen, aus dessen Ertrag sie ihren Lebensunterhalt bestreiten konnten, blieben aber der Herrschaft weiterhin untertan, somit dienst- und abgabepflichtig.

Die Edelleute, die für die Rodungen verantwortlich waren und diese leiteten, errichteten für sich und ihre Angehörigen feste Wohnsitze, die uns als “Edelsitze” überliefert sind. Auch der Name “Schloss”, allein oder in Zusammensetzung mit einer anderen Bezeichnung, kommt nicht selten vor. Solche Edelsitze sollen z. B. in Saaz, in Pöllau und in Axbach gewesen sein. Die meisten Standorte dieser Edelsitze sind nicht mehr bekannt, aber der Standort eines solchen in Pöllau ist genau bekannt. Man vermutet, dass er in der Zeit um 1200 bestanden haben soll, also in der Rodungszeit. Wenn uns auch der Name des Gründers und die genaue Zeit der Gründung von Paldau und der umliegenden Ortschaften nicht bekannt sind, so kann aus Urkunden doch annähernd die Zeit festgestellt und der Gründer vermutet werden. Die erste Nennung von Pöllau erfolgte 1247, und 1370 nennt sich Walter der Zebinger “von Polan”. Axbach war Lehensgut des Bistums Seckau, um 1290 ist ein “Otto Axpech” genannt und im Jahre 1318 scheint ein Hermann Axpech auf. Dieser hatte das ganze Dorf Axbach mit 14 Huben vom Bistum Seckau zu Lehnen, ebenso wird im gleichen Jahr ebenfalls im Seckauer Lehensbuch Paldau genannt. Im Jahre 1365 verleiht Rudolf Herzog von Österreich dem Hertl vom Teuffenbach das Dorf Paldau. Das Teuffenbacher Urbar zählt um 1430 “vom Amt Paldau” 13 Huben, die zum “sand Michelstag” ihre Abgaben zu leisten hatten. Es bestanden um die Besiedlungszeit im Rodungsbereich des derzeitigen Pfarrbereiches wohl Wohnsitze von Edelleuten oder ritterlichen Gefolgsleuten, aber es ist kein Herrschaftssitz nachweisbar. Das Geschlecht der Zebinger hatte seinen Hauptwohnsitz in Zöbing im Raabtal, und sie wurden in der Besiedlungszeit häufig in der Oststeiermark genannt, dürften also auch für die Rodungen und die Besiedlung unserer Gegend verantwortlich gewesen sein. Wie die Unterlagen für die Anlegung  des Franziszeischen Katasters um 1820 zeigen, gehörte das ganze Gebiet der Pfarre Paldau zu mehreren Gutsherrschaften. Sicher ist das zum Großteil durch Kauf- und Verkaufsabschlüsse, der Aufteilung infolge Vererbung oder auf die Mitgiftgabe bei Heiratsabschlüssen entstanden. Diese Veränderungen in der Herrschaftsuntertänigkeit lagen ausschließlich im Interesse der Gutsherrschaften und berührten die hier ansässigen Untertanen nur insofern, als sie in der Folge dann auch oft Nachteile in ihren Robot- und Dienstleistungen in Kauf nehmen mussten. Das Jahr der Gründung  von Paldau und der umliegenden Orte ist nicht bekannt, aber es ist sicher, dass Paldau und die Umgebung schon seit 700 Jahren besiedelt ist und seither viele Generationen in unterbrochener Reihenfolge daran gearbeitet haben,  die Täler und Hügel so zu nutzen und zu gestalten, wie wir sie heute kennen.

Viel Leid brachte der Erste Weltkrieg über so mache Familie der Gemeinde Paldau. Ehemänner und Söhne, die in den Krieg ziehen mussten, kamen oft nicht mehr zurück. In der Landwirtschaft fehlten die nötigen Arbeitskräfte, wodurch ein wirtschaftlicher Rückschlag nicht ausblieb. Dazu kam noch Anfang der zwanziger Jahre die Geldentwertung, später in den dreißiger Jahren die große Arbeitslosigkeit. Entwicklungen – so können wir es heute sehen – , die bestimmt auch Mitursache für den Anschluss Österreichs an das Deutsche Reich und schließlich am Ausbruch des Zweiten Weltkrieges waren.

pflugarbeit

Mit dem Einmarsch der deutschen Truppen in Polen am 1. September 1939 hatte der Zweite Weltkrieg seinen Anfang genommen, und gleichzeitig wurden die Lebensmittel und die meisten anderen Gebrauchsartikel rationalisiert und waren daher nur nach Abtrennung eines Abschnittes der Lebensmittelkarte oder gegen Bezugsschein erhältlich.

Die Winter 1939/40 und 1940/41 waren lang und sehr kalt, es wird von Temperaturen bis minus 28 Grad berichtet, wodurch bald ein Mangel an warmer Bekleidung und an festem Schuhwerk eintrat. Durch die erhöhte Einberufung der wehrfähigen Männer zur Wehrmacht wurden die Arbeitskräfte, besonders in der Landwirtschaft, knapp, ein Umstand, dem man durch Zuweisung von Kriegsgefangenen zur Arbeitsleistung zu begegnen versuchte.

Eine allgemeine Verdunkelung in den Nachtstunden wurde angeordnet, und das Läuten der Kirchenglocken war nur mehr in der Zeit zwischen 6 Uhr und 18 Uhr gestattet.

Die Verknappung der Lebensmittel brachte es mit sich, dass immer häufiger in Stallungen der Bauern eingebrochen und Kleinvieh, ja sogar auch Schweine, gestohlen wurden. Der Schwarzhandel mit allerlei Waren und Gebrauchsgegenständen nahm immer mehr zu, und heimliche Hausschlachtungen der Bauern lieferten das nötige Tauschobjekt dazu

Im Juli 1943 ging über Gebiete der Gemeinden Paldau, Axbach und Saaz ein schweres Gewitter, verbunden mit Sturm und Hagelschlag, nieder. Dadurch wurden ein Großteil der Ernte vernichtet, Dächer abgedeckt und Bäume entwurzelt.

Seit 1943 nahmen die Einflüge von alliierten Flugzeugen immer mehr zu, und es kam im Gebiet der Pfarre Paldau sogar zu mehrmaligem Abwurf von Bomben. Es handelte sich meist um Notabwürfe aus getroffenen Flugzeugen, aber auch zu gezielten Abwürfen von Brandflaschen und Brandblättchen, die aber keinen großen Schaden anrichteten, da sie meist auf freiem Feld niedergingen. Aber auch Gefährdungen von Personen, besonders bei Feldarbeiten, durch Tieffliegerangriffe nahmen gegen Kriegsende immer mehr zu, glücklicherweise waren aber dadurch keine Opfer zu beklagen.

Im Sommer 1944 sprangen aus einem schwer getroffenen viermotorigen amerikanischen Bombenflugzeug im Gemeindegebiet von Axbach acht Besatzungsmitglieder mit dem Fallschirm ab. Das Flugzeug stürzte in Steinbach bei St. Stefan im Rosental ab, wobei ein Wohnhaus und ein Wirtschaftsgebäude zerstört wurden und ein Kleinkind ums Leben kam.

Gegen Kriegsende wurden an der Ostgrenze unseres Landes Schanzgräben, Straßensperren und Panzerabwehrgräben errichtet, wozu alle verfügbaren Männer und Frauen rücksichtslos herangezogen worden sind. Sogar in Saaz mussten noch in den letzten Tagen des Krieges Schanzarbeiten verrichtet werden.

Im März 1945 rückten die russischen Truppen über St. Gotthard, Jennersdorf, Fehring und Feldbach vor. Am Ostersonntag, dem 1. April 1945, gegen 15.30 Uhr trafen die ersten russischen Panzer in Paldau ein. Die meisten Bewohner waren schon vor dem Herannahen der Russen in entlegene Gehöfte geflüchtet und hatten, so weit es möglich war, ihr Hab und Gut in Sicherheit gebracht. Zurückgeblieben war nur der Bürgermeister Johann Groß und noch einige Männer. Auf dem Kirchturm war eine weiße Fahne gehisst worden, um zu zeigen, dass das Dorf kampflos übergeben werden sollte. Als die ersten Panzer sich dem östlichen Dorfrand näherten, traten ihnen der Bürgermeister und einige andere Männer mit einer weißen Fahne entgegen, um das Dorf zu übergeben. Sie wurden vom russischen Kommandanten befragt, ob der Ort gefahrlos besetzt werden könne und ob keine deutschen Soldaten sich in den Häusern versteckt hielten. Bis gegen Abend waren alle verfügbaren Plätze zum Parkplatz für die Panzer und andere Kriegsfahrzeuge geworden. Jedes Haus und Gebäude wurde gründlich nach dort versteckten Soldaten oder etwa dort verborgenem Kriegsgerät durchsucht. Am 2. April, es war der Ostermontag, fuhren die Russen mit ihren Kriegsfahrzeugen auf der Straße in Richtung Rohr und Kirchberg a. d. Raab weiter, aber schon zu Mittag setzte der Rückzug ein, und gegen Abend war kein feindlicher Panzer mehr zu sehen.

Als zu den Osterfeiertagen die russische Armee das erste Mal auch das Gebiet der Pfarre Paldau besetzte, gab es kaum ein Haus, das nicht von den russischen Soldaten besucht worden wäre.

So kamen sie auch zum Anwesen der Familie Melbinger in Unterstorcha und nahmen mit Gewalt die im Hause anwesenden zwei Töchter mit. Während die jüngere Tochter bald nach Hause zurückkehrte, fand man die ältere Tochter kurz darauf tot im nahen Walde. Die Zähne waren eingeschlagen, und ein Kopfschuß hatte ihr junges Leben ausgelöscht. Fast heimlich musste man sie zum Friedhof bringen, wo sie nach der Einsegnung durch Provisor Gombotz begraben wurde.

Am Osterdienstag rückten SS-Mannschaften in Paldau ein und verblieben hier bis Kriegsende. Die einheimischen Männer, die das Dorf nie ganz verlassen hatten, versorgten das letzt noch verbliebene Vieh, während die Frauen lieber noch in ihren Zufluchtsstätten verblieben. In den letzten Kriegstagen durchzogen öfter zurückflutende Flüchtlinge, aber auch Teile der Deutschen Wehrmacht den Ort Paldau in Richtung Westen, darunter auch ein Transport von bis ans Äußerste erschöpfte Juden. Viele von ihnen waren nicht mehr marschfähig, und deshalb wurden mehrere davon – es soll sich um etwa zehn Personen gehandelt haben  – von den SS-Männern einfach erschossen und anschließend hinter dem Hause Paldau Nr. 98 (Höfler) verscharrt. Nach Beruhigung der Lage wurden sie später exhumiert und im Ortsfriedhof beigesetzt.

Am 8. Mai 1945 um 15 Uhr verkündete der britische Radiosender die Beendigung des Krieges. Wenige Minuten später erschütterte eine heftige Explosion die Luft. Durch ein Restkommando einer ukrainischen SS-Division erfolgte die Sprengung des Kaufhauses Bergmann, die schon vorher vorbereitet worden war. Alle in der Nähe gelegenen Häuser wurden durch die Sprengung arg in Mitleidenschaft gezogen, Dächer wurden abgedeckt und beschädigt, die meisten Fensterscheiben gingen in Brüche, und die Türen wurden aus den Angeln gerissen. Besonders stark beschädigt wurden das Schulhaus und die Pfarrkirche.

Durch die Sprengung war die Straße von den Schuttmassen vollkommen blockiert, sodass sowohl die zurückgehenden deutschen Truppen als auch die anmarschierenden russischen Soldaten nur über Umwegen in Richtung Westen weiterkommen konnten. Wenige Tage darauf mussten auf Befehl der russischen Stadtkommandantur in Feldbach die verschütteten Straße von Bewohnern aus Paldau wieder freigemacht werden. Ebenso wurde befohlen, eine Ortspolizei aufzustellen, die die Aufgabe hatte, den häufigen Plünderungen und den Übergriffen ortsfremder Elemente Einhalt zu gebieten. Das war aber keine leichte Aufgabe, da diese Sicherheitsorgane keine Waffen tragen durften und auch für sie das nächtliche Ausgehverbot galt.

Gleich nach der Kapitulation mussten an die russisch Stadtkommandantur in Feldbach Schweine, Eier und sonstige Lebensmittel sowie Heu und Futtermittel geliefert werden, wofür es aber keine Bezahlung gab. Die geforderten Mengen konnten nur mit harter Mühe aufgebracht werden, da ja ohnehin schon längere Zeit hindurch an allem ein Mangel herrschte. Auch in der weiteren Zeit während der Besetzung durch russische Soldaten wurden noch öfter Lieferungen von Lebensmitteln und Gebrauchsgegenständen verlangt, ebenso mussten Wohnräume für die Bedürfnisse der Besatzer bereitgestellt werden.

Am 26. Mai 1945 wurde der erste Transport deutscher Kriegsgefangener durch Paldau geführt. Dabei versuchte der aus Berlin stammende Obergefreite Walter Newes zu flüchten. Er wurde aber festgenommen und von einem Angehörigen der Bewachungsmannschaft in der Nähe des Friedhofes erschossen. Dieser Soldat erhielt später auf dem Ortsfriedhof von Paldau ein würdiges kirchliches Begräbnis.

Mit einer wahren Freude wurden am 27. Juli 1945 die ersten Lastkraftwagen der englischen Armee begrüßt, als sie durch Paldau fuhren und die bisherigen Besatzungssoldaten ablösten. Die Oststeiermark gehörte von diesem Tage an zur englischen Besatzungszone und damit hörten auch die Plünderungen und Requirierungen schlagartig auf. Das gesamte Zusammenleben begann sich von nun an zu normalisieren.

Die Bemühungen zur Beseitigung der Kriegsschäden und die Anerkennung der geleisteten Aufbauarbeiten nach dem Tiefstand bei Beendigung des Krieges wurden durch die Verleihung des Rechts zur Führung eines Gemeindewappens ab 1. Juli 1966 gewürdigt.

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Paldau Wappen

 In einem mit Rot, Kürsch und Schwarz zweimal schräglinks geteilten Schild ein goldener schrägrechts gestellter Bischofstab

In der Gründerzeit werden die Zebinger und etwas später die Herren von Teuffenbach in Paldau genannt. Aber auch Bischof Ulrich II. wird öfter – wenn auch zu Unrecht – mit unserem Paldau in Verbindung gebracht. Aus dem Wappen der genannten beiden Herrschaften wurde ein Wappenbild für Paldau entworfen, in dem durch die Darstellung eines Bischofstabes ein Hinweis auf den Bischof Ulrich II. gegeben sein soll.

Dieses Gemeindewappen, das nicht alltäglich ist, kann sich durchaus mit dem Wappen anderer Gemeinden messen.

Die Gemeinde Saaz wurde einem Landesgesetz über Gemeindezusammenlegung entsprechend am 1. Jänner 1951 mit der Gemeinde Paldau zusammengelegt.
Anfang 1967 haben Verhandlungen mit den Bürgermeistern der Gemeinden Axbach und Oberstorcha wegen Zusammenlegung dieser Gemeinden mit der Gemeinde Paldau angefangen. Ebenso war geplant, Teile aus den Gemeinden Kohlberg und Perlsdorf an die Gemeinde Paldau anzuschließen, sodass die Grenzen des Schulsprengels Paldau mit den Grenzen der Gemeinde Paldau übereinstimmen. Diese Verhandlungen scheiterten aber am Widerstand der betroffenen Gemeinden.

Die Steiermärkische Landesregierung hat 1968 ein Landesgesetz erlassen, in dem die Zusammenlegung von mehreren Gemeinden der Steiermark geregelt wurde. Von dieser gesetzlichen Bestimmung war auch die Gemeinde Axbach betroffen. Mit 1. Jänner 1969 erfolgte eine Auflösung der Gemeinde Axbach und die Zusammenlegung mit der Gemeinde Paldau. Die Gemeinde Paldau hat nun eine Ausdehnung von 2364 ha.

 Quellennachweis:

Hans Pirchegger
Fritz Posch
Joseph Zahn
A. Lang
Chronik des Gendarmeriepostens Paldau
Chronik der Volksschule Paldau
Erlebnisberichte einzelner Ortsbewohner

Paldau wird nun Markt

Der oststeirischen Gemeinde Paldau wird mit Wirkung vom 1. November 1988 die Bezeichnung “Marktgemeinde” verliehen, beschloss die Steiermärkische Landesregierung in ihrer Sitzung. Paldau hat 2.022 Einwohner, umfasst derzeit ein Gebiet im Ausmaß von 2364 Hektar und besteht aus den drei Katastralgemeinden Paldau, Axbach und Saaz. Paldau wurde als “Paltawe” im Jahr 1318 erstmals urkundlich erwähnt, der Name wird von “blato” das heißt “Sumpf”, abgeleitet. Bei Paldau lag vermutlich ein Edelsitz, den ein Dienstmannengeschlecht der Wildonier, die Paldauer, errichtet und besessen hatte. 1297 wurde ein Paldauer als Ulrich II. Bischof von Seckau. Näheres über die Marktgemeinde Paldau finden Sie in unserer Ortschronik.

(im Gemeindeamt erhältlich)

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